how to perform collective
Partizipative Strategien & Translokale Perspektiven
(2021)
Eine transdisziplinäre und mehrreihige Kooperation der bedingungslosen akademie in Zeiten der nicht beendeten Krise
#1 Art & Activism
Die ba plant für Sommer 2021 ein transdiziplinäres, workshopbasiertes Diskurs- und Kunstprogramm. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung steht die Frage nach neuen partizipativen Formaten im Bereich Kunst, Performance, Kuration.
Im ersten Teil #1 Art & Activism liegt der Schwerpunkt auf partizipativen Praktiken in der zeitgenössischen Kunst, sowie im Aktivismus, die zu Kollektivbildungen führen und hinsichtlich ihrer politischen Schlagkraft untersucht werden. In Zeiten mit nicht enden wollenden Katastrophenmeldungen, sei es Moria („Festung Europa“), Belarus (Diktatur vs. Revolution), Hanau/Halle („Einzeltäter*innen“ vs. struktureller Rassismus/Antisemitismus), Corona (Sicherheit vs. Freiheit), Waldbrände (Klimawandel), werden gleichermaßen
politische wie zivile oder künstlerische Bewegungen und Initiativen gegründet, die sich – innerhalb ihrer jeweiligen Kontexte – mehr oder weniger wirksam, bisher vorwiegend in sozialen Netzwerke manifestieren. Gelegentlicher Ohnmacht wird dabei versucht mit solidarischen und künstlerischen Aktionskampagnen im Netz zu begegnen, führt aber auch zu Projekten, wie bspw“ Between Bridges“ von Wolfgang Tillmanns, denen es gelingt innerhalb der Kunst aktionistische Formate zu etablieren und umgekehrt. Dahinter steht die Haltung, dass künstlerischer Ausdruck als Teil der Kultur, in der er entsteht, diese gleichermaßen darstellt und beschreibt sowie ihre Prozesse überprüft.
How to perform collective interessiert die Verschränkung dieser Konzepte, wobei der mehrtägige Think-Tank in dem 2020 eröffneten Kulturstandort Wasserschloss Quilow (Mecklenburg -Vorpommern) geplant ist um auch translokale Perspektiven mittels konkreter Vernetzungen zwischen Künstler*innen und Kulturakteuren über Berlin hinaus zu gestalten. Eröffnet wird ein Raum zur Erforschung von Möglichkeiten, Kunst und Aktivismus in Konzepte zu überführen, die Politik und Gesellschaft nachhaltig mitprägen. Gemeinsam wird untersucht, wie politisches und zivilgesellschaftliches Engagement in der zeitgenössischen Kunst als elementarer Bestandteil verstanden werden kann, jenseits von symbolhaften Statements und verwertbarer Imagepflege.
Mehr Infos folgen.
Berlin, August 2020
Hintergrund
How to perform collective
Die Annahme, dass künstlerische Kooperationen, Kollektive, interventionistische und Off-Projekte, diskursive Modelle und aktivistische, aber auch ökonomisch motivierte Strategien kreativer Zusammenarbeit „boomen“, scheint genauso sicher wie die Behauptung, dass „Die Krise“, die politisch mal mehr, mal weniger für beendet erklärt wird, zu einer neuen Ausprägung sowohl künstlerischer als auch sozialer Kollektivbildung geführt hat. Beinahe inflationär fallen in diesem Zusammenhang Begriffe wie „soziales Netzwerk“, „Vernetzungsstrategien“ u.a., von denen auch der Begriff des Künstlers/die künstlerische Praxis nicht unberührt bleibt. Man denke zum Beispiel an Existenzgründerseminare für freischaffende Künstler, in denen „Profile“, „Alleinstellungsmerkmale“ und „Personality“ geschärft werden, oder an Seminare an Kunsthochschulen, die seit Mitte der 2000er Jahre damit begonnen haben, den angehenden Künstlern vor Augen zu halten, wie der „Betrieb“, in den sie nach Abschluss ihres Studiums Aufnahme erhoffen, „funktioniert“.